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Ist die Facebook-Funktion „Personen, die du vielleicht kennst“ ein Risiko für die Nutzer?

Was genau ist eigentlich ein Freund? Eine vertrackte Frage, sogar zu verzwickt für die Rechenpower von Facebook. Das soziale Netzwerk ist weiterhin eine ganze Ecke von der totalen Allwissenheit entfernt. Die Menlo-Park-Experten, die uns scheinbar weiterhin die Fähigkeit absprechen unsere Freunde ohne deren Hilfe identifizieren zu können, müssen also weiterhin in unseren virtuellen Profilen nach potentiellen Hinweisen graben, um uns zu bislang unentdeckten „Personen, die du vielleicht kennst“ zu führen.

Facebook definiert diese Analyse recht vage: „‘Personen, die du vielleicht kennst‘ sind Facebook-Nutzer, die du möglicherweise kennst. Wir zeigen dir anhand gemeinsamer Freunde, Ausbildungs- und Berufsinformationen, Netzwerken, denen du angehörst, Kontakten, die du importiert hast, und vielen anderen Faktoren Personen an.“ Die „anderen Faktoren“ sind geheim und wie sie scheinbar miteinander interagieren, hat die Aufmerksamkeit einer Journalistin des US-Magazins Fusion erregt.

Kashmir Hill hat dort im Juni ein Interview mit einem Vater veröffentlicht, der eine Versammlung zum Thema suizidgefährdeter Jugendlicher besuch hat. Überrascht stellte dieser nach dem sehr sensiblen Treffen fest, dass einer der Teilnehmer plötzlich in seiner Facebook-Rubrik „Personen, die du vielleicht kennst“ auftauchte. Denn das einzige, was die beiden Personen scheinbar verband, war die Teilnahme an dem gleichen Treffen. Laut Hill hatte er keine Kontaktinformationen mit dem vorgeschlagenen Teilnehmer ausgetauscht (eine Weg, um Freunde vorzuschlagen, ist der Abgleich von Telefonkontakten). Die einzige Verbindung, die scheinbar bestand, war der Fakt, das sie beide zur gleichen Zeit am gleichen Ort gewesen sind – also auch deren Smartphones.

Auf Anfrage vermutete Facebook zunächst, dass die Ortsbestimmung nicht die einzige Gemeinsamkeit war, sagte dann, dass diese Information gar nicht genutzt wurde, und gab letztendlich zu, dass die Technik testweise vor einiger Zeit genutzt, aber nicht allgemein ausgerollt wurde. Hill liege also falsch mit ihrer Aussage, dass Facebook die Lokalisierungsfunktion von Smartphones nutze, um neue Freunde vorzuschlagen. Letztendlich lässt sich aufgrund der vorliegenden Fakten nicht feststellen, welche Vernetzung von Informationen zu dem überraschenden Vorschlag führte. Allerdings ist dies nicht der einzige Fall und auch wenn involvierte Personen einfach falsch lagen oder sogar lügen, steht außer Frage, dass die „Personen, die du vielleicht kennst“-Funktion ein sensibles Thema ist. Und dieses wird durch die Verbindung mit bis zu 1 Milliarde Telefonnummern von WhatsApp nicht kleiner.

Das Feature „Personen, die du vielleicht kennst“ ist sicherlich nicht dazu gedacht, Personen zu outen oder sie einem Risiko auszusetzen, aber wenn die Algorithmen dahinter geheim sind und sich ständig ändern, können bei 1,7 Milliarden aktiven Nutzern schon Einzelfälle eine große Welle auslösen. Höchstwahrscheinlich werden die meisten Nutzer keine negativen Auswirkungen aus potentiellen Fehlern, die der Facebook-Algorithmus macht, auszubaden haben. Aber das Datensammeln und Verbindungen erstellen findet auf jeden Fall und immer statt. Darüber sollte sich jeder im Klaren sein. Und es lässt sich leider nicht abschalten – es sei denn, man löscht seinen Account.

 

 

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