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Wie Google das Internet verschlüsseln will

Anfang August hat Google angekündigt, dass in Zukunft HTTPS-Webseiten, also die sichere Version von HTTP, eine bessere Chance haben, in den oberen Rängen der Google-Suchranglisten aufzutauchen. Kurz gesagt, HTTPS wird zum Ranking-Signal für SEO (Search Engine Optimisation). Das könnten ein Wendepunkt für die Sicherheit im Internet sein: Indem Google HTTPS zum Faktor für die Suchergebnisse macht, holt das Unternehmen nach dem Zuckerbrot nun auch die Peitsche aus der Tasche, um seine Securityinitiative weiter voranzutreiben. Egal ob besseres SSL oder die vertrackte End-to-End-Emailsicherheit, Google ist zurzeit sehr umtriebig, selbst zu verschlüsseln oder seinen Nutzern Verschlüsslungstools an die Hand zu geben. Und wer die Ernsthaftigkeit bezweifelt, mit der der Konzern diese Schritte vorantreibt, muss die Uhr nur fünf Jahr zurückdrehen. 2009 gab Google bekannt, das Internet schneller machen zu wollen, und das war keine leere Worthülse, es war ein Umbruch: Seitdem wurde ein schneller, öffentlicher DNS-Service, ein schnelleres Web Protokoll, verschiedene Tools zum Beschleunigen von Internetseiten oder zum Verkleinern von Codes, ein neues Bildformat (WebP) und ein globales Netzwerk für allgemein genutzte Codes eingeführt. Mit Chrome wurde sogar ein eigener Browser inklusive sehr schneller Javascript-Engine vorgestellt und Millionen in die Bewerbung gesteckt. Und – last but not least – Geschwindigkeit wurde zum Ranking-Signal für SEO. Damit wurde langsamer Webseitenaufbau bestraft und die Unternehmen mussten sich umstellen.

Um zu verstehen, warum das so ist, muss man ein bisschen in die Tiefen der Suchmaschinenlogik einsteigen und sich darüber klar werden, was die Unternehmen tun, um ihre Internetauftritte möglichst weit vorne platziert zu bekommen. Google nutzt Computerprogramme, sogenannte Spiders, um Internetseiten weltweit zu begutachten und zu indexieren. Diese „Spinnen“ versuchen Inhalte und Qualität jeder einzelnen Webseite zu erkennen, indem sie verschiedenste Faktoren (sog. Signale) analysieren. Die Signalstärke entscheidet darüber, wo im Suchmaschinen-Ranking eine bestimmte Seite auftaucht. Eine gute Signalstärke bedeutet mehr Traffic und letztendlich mehr Umsatz. Eine schlechte Indexierung kann im schlechtesten Fall das Aus für ein Unternehmen bedeuten. Mittlerweile gibt es hunderte von Signalen, die nicht alle gleich wichtig sind. Und Google ist sehr vage bezüglich der genauen Aufschlüsselung, um Missbrauch zu verhindern.

Das HTTPS-Signal wird laut offiziellem Blogpost wohl erst einmal als „schwach“ eingestuft. Das heißt, die Auswirkung auf die Indexierung ist noch sehr gering und beeinflusst momentan nach Google-Angaben weniger als 1% der globalen Anfragen. „Wir wollen Webmastern Zeit geben, zu HTTPS zu wechseln. Allerdings ist es gut möglich, dass wir die Wichtigkeit des Signals im Lauf der Zeit stärken, da wir alle Internetseitenbetreiber dazu animieren wollen, zu HTTPS zu wechseln“, so der Blog. Auch wenn sich das noch recht harmlos anhört, bekommen nach meiner Erfahrung auch diese als „sehr schwach“ eingestuften Signale eine Menge Aufmerksamkeit. Das liegt an verschiedenen Faktoren. Zum einen ist Google sehr zurückhaltend, was die wirkliche Signalstärke angeht und zum anderen existiert ein sehr intensiver Wettkampf, um gute Rankings zu erhalten. Folglich reagieren SEO-Verantwortlichen erst einmal auf alle neuen Faktoren, egal wie klein oder groß ihr Effekt zu sein scheint. Bevor Google die Geschwindigkeit des Seitenaufbaus als Ranking-Faktor eingeführt hatte, habe ich mit so gut wie keinem Unternehmen darüber gesprochen, wie schnell sich ihre Internetseite aufbaut. Jetzt sprechen wir ständig darüber. Ab sofort gibt es noch ein weiteres Gesprächsthema: „Nutzt unsere Webseite HTTPS?“. Die Antwort auf diese Frage wir zunehmend „Ja“ sein!

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